La Domenica Del Corriere - 76 Tote bei Brand in türkischem Ski-Hotel

Börse
EUR/USD -0.11% 1.0422 $
Euro STOXX 50 0.03% 5165.96
TecDAX 0.92% 3641.85
MDAX -0.11% 25972.67
Goldpreis 0.31% 2767.9 $
DAX 0.25% 21042
SDAX 0.39% 14145.76
76 Tote bei Brand in türkischem Ski-Hotel
76 Tote bei Brand in türkischem Ski-Hotel / Foto: Demiroren News AAgency - AFP

76 Tote bei Brand in türkischem Ski-Hotel

Bei einem Brand in einem Ski-Hotel in der Türkei sind mindestens 76 Menschen ums Leben gekommen. Dutzende Menschen wurden in der Nacht zum Dienstag bei dem Feuer in dem zwölfstöckigen Hotel im Wintersportort Kartalkaya im Nordwesten des Landes nach Behördenangaben außerdem verletzt. Mehrere Überlebende klagten, es habe keinen Feueralarm gegeben. Der Besitzer des Hotels wurde festgenommen. Präsident Recep Tayyip Erdogan ordnete einen Tag der nationalen Trauer an.

Textgröße:

"Leider liegt die Zahl der Toten jetzt bei 76", sagte Innenminister Ali Yerlikaya am Dienstagabend am Unglücksort. 52 Todesopfer seien bisher identifiziert worden, sagte Yerlikaya.

Mehr als 50 Menschen wurden nach Behördenangaben bei dem Brand verletzt. 17 von ihnen konnten nach Angaben von Gesundheitsminister Kemal Memisoglu das Krankenhaus bereits wieder verlassen. 34 weitere Patienten würden noch behandelt, einer von ihnen auf der Intensivstation.

Fernsehberichten zufolge kamen mehrere Gäste ums Leben, als sie auf der Flucht vor den Flammen aus den Hotelfenstern sprangen. Andere versuchten offenbar, sich mit aneinander geknoteten Bettlaken abzuseilen. Das Feuer brach demnach in einer der oberen Etage aus und breitete sich über die holzverkleidete Fassade rasend schnell aus.

Laut Innenminister Yerlikaya waren in der Unglücksnacht 238 Urlauber in dem an einen Berghang gebauten Hotel "Grand Kartal" gemeldet. In dem Skiort herrscht derzeit Hochsaison während der zweiwöchigen türkischen Winterferien.

Tourismusminister Nuri Ersoy sagte, das Hotel verfüge über zwei Notausgänge und habe eine Brandschutzinspektion im vergangenen Jahr bestanden.

Einige Zeugen beklagten hingegen mangelnde Sicherheitsvorkehrungen. "Kein Feueralarm ist losgegangen, es gab keine Rauchmelder und keine Feuertreppe, der Rauch drang schon in die zehnte Etage", sagte ein überlebender Familienvater unter Tränen türkischen Fernsehsendern. Es habe eine bis eineinhalb Stunden gedauert, bis die Feuerwehr eingetroffen sei.

Ein Hotelangestellter sagte, er habe Gäste gesehen, die an den Fenstern ihrer Zimmer um Hilfe schrien. "Ich sah einen Vater mit seinem Baby im Arm, der um Kissen bat, damit er seinen Sohn herunterwerfen kann", sagte er der Nachrichtenagentur IHA. Glücklicherweise habe er auf die Rettungskräfte gewartet, die den Mann und sein Kind in Sicherheit gebracht hätten. "Aber im obersten Stockwerk stürzten sich zwei Frauen aus dem Fenster und starben", sagte der Mitarbeiter weiter.

Er habe mitten in der Nacht Hilfeschreie von eingeschlossenen Gästen gehört, berichtete Baris Salgür, der in einem nahegelegenen Hotel arbeitet, dem türkischen Sender NTV. "Sie baten um eine Decke und sagten, sie würden springen. Wir haben getan was wir konnten und ein Seil und Kissen gebracht, wir haben ein Sofa gebracht", schilderte Salgür. "Ein paar Leute haben sich in die Tiefe gestürzt, als die Flammen sie erreichten."

Videoaufnahmen zeigten aus den Hotelfenstern baumelnde Laken - offenbar hatten Gäste versucht, sich daran abzuseilen. Andere Aufnahmen zeigten die mit Glasscherben übersäte Hotellobby und den schwarz verkohlten Empfangstresen.

"Unser Schmerz ist groß", sagte Präsident Erdogan. Es werde alles getan, um das Unglück aufzuklären und "die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen". Erdogan ordnete für Mittwoch einen nationalen Trauertag an.

Nach Angaben von Justizminister Yilmaz Tunc wurden neun Menschen festgenommen, unter ihnen der Hotelbesitzer. Es seien Ermittlungen zur Brandursache und zu möglichen Verstößen gegen die Sicherheitsvorschriften eingeleitet worden, sagte der Minister.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) äußerte sich bestürzt über den Hotelbrand. "Meine Gedanken sind bei den Angehörigen und Freunden der Getöteten", schrieb sie im Onlinedienst X. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bekundete seine "tief empfundene Anteilnahme".

F.Epifano--LDdC