Missbrauchsvorwürfe im Turnen: Bui unterstützt Kolleginnen
IOC-Mitglied Kim Bui (35) hat ihre volle Solidarität mit den Athletinnen zum Ausdruck gebracht, die Missstände im deutschen Turnen angeprangert haben. "Es ist Zeit, dass wir unsere Stimmen erheben. Ich bin tief bewegt und voller Respekt für den Mut von meinen ehemaligen Wegbegleiterinnen", schrieb die einstige Spitzenturnerin, die im Rahmen der Sommerspiele in Paris als Mitglied ins Internationale Olympische Komitee aufgenommen worden war, bei Instagram.
Am Samstag hatte Tabea Alt dem Deutschen Turner-Bund (DTB) und dem Schwäbischen Turnerbund (STB) "systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch" in ihrer Jugendzeit am Bundesstützpunkt in Stuttgart vorgeworfen. Die Gesundheit junger Turnerinnen sei "gezielt und bewusst aufs Spiel gesetzt", sowie "ärztliche Vorgaben missachtet" worden, schrieb die 24-Jährige, die vor drei Jahren ihre Karriere beendet hatte.
"Es erfordert unglaubliche Stärke, sich so offen mit der eigenen Geschichte an die Öffentlichkeit zu wenden – besonders, wenn man weiß, wie viel Schmerz und Zweifel damit verbunden sind", betonte Bui tags darauf: "Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, die eigene Stimme zu finden und gegen ein System zu sprechen, das so lange unantastbar schien."
Die mehrfache deutsche Meisterin Bui hatte vergangenes Jahr selbst von früheren Essstörungen berichtet. Sie war mit 15 Jahren an Bulimie erkrankt. Sie habe damals die Hoffnung gehabt, ein Bewusstsein für Missstände zu schaffen - "doch dieser Weg fühlte sich oft einsam und beängstigend an", erklärte sie. "Jetzt zu sehen, wie wir als Turnerinnen zusammenstehen und gemeinsam für Veränderung kämpfen, gibt mir Hoffnung und Kraft. Diese Gemeinschaft, dieser Zusammenhalt – das ist es, was uns stark macht", schrieb Bui.
Neben Bui äußerte sich am Sonntag mit Michelle Timm eine weitere Turnerin zu den Vorgängen in Stuttgart. "Diese jahrelangen Missstände machen Menschen kaputt. Diese emotionale Abhängigkeit ist für Außenstehende kaum zu beschreiben, und ich kann gar nicht zum Ausdruck bringen, was 'Kinder wie ich' durchlebt haben", schrieb die 27-Jährige auf Instagram.
Der DTB hatte am Samstag auf SID-Anfrage mitgeteilt, es lägen in diesem Zusammenhang "konkrete Informationen zu möglichem Fehlverhalten von Seiten verantwortlicher Trainer am Bundesstützpunkt in Stuttgart vor". Man werde "eine Untersuchung initiieren, in der das Geschehen aufgearbeitet wird. Für diese Untersuchung wird auch externe Unterstützung hinzugezogen werden."
F.Aiello--LDdC